Thomas und ich baden mit fünfzehn Teilnehmern zum ersten Mal im Wald: Hochmotiviert und neugierig wagen wir den ersten Selbsterfahrungskurs als Teil der Ausbildung zum Waldbademeister.

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Tools und Übungen die ein Kribbeln auslösen

Seit Januar bereiten wir uns darauf vor. Wir lesen Bücher, Artikel und alles was wir zu diesem Thema finden können, führtn Gespräche mit unterschiedlichen Experten und langsam bildet sich die Struktur und die Inhalte. Jeder hat aus seinen bisherigen Tätigkeiten Tools und Übungen, die plötzlich stimmig passen und ein Kribbeln auslösen.

Wie sich neue Entwicklungen stimmig und belebend in das Ureigene integrieren.

Begeistert erleben wir, wie sich alles zusammenfügt. Wissenschaftliche Erkenntnisse, Bedürfnisse von Menschen, praktische Möglichkeiten vor Ort, Passung in das Motto der Region, die sich Entschleunigung auf die Fahne geschrieben haben und die bisherige Lebensberufung. Ich wollte schon immer ein Seminarzentrum in der Natur, um den Teilnehmern diese belebende Kraft zugänglich zu machen.

Wie unsichere Gefühle den Weg zur Ergänzung öffnen

Zugegeben: Zuerst war ich skeptisch. Rennen wir jetzt nur einem Trend hinterher und ich verplempere damit meine Lebenszeit? Viele Anregungen, die mir der Zeitgeist ins Haus spült wirbeln meine Sinne auf und wecken meinen Tatendrang, aber am Ende lassen sie mich leer.

Deshalb frage ich mich schon, passt Waldbaden zur Gutshof Akademie und zu meiner ureigenen Berufung? Dann lerne ich Thomas kennen. Er verbringt praktisch ganze Tage im Wald und ist ein geübter „Waldbademeister“. Genau er fehlte noch. Ich spüre, meine Leidenschaft gehört dem erfüllten Leben, meine Expertise ist es Ausbildungen zu entwickeln, die Gutshof Akademie weiter aufzubauen und christliche Spiritualität zu stärken. Ich weiß, für ein authentisches Leben spielt die Rückbindung zur Natur eine wichtige Rolle. Das genieße ich hier täglich. Thomas bringt mit, was noch fehlt und jetzt sind wir mittendrin in dieser „Überraschung“.

Wie mir im Wald eine Geschichte einfällt und Mut gibt.

Natürlich gehe ich jetzt auch öfter in den Wald und während ich so durch die Bäume auf das Tal schaue kommt mir die Geschichte von Cuthbert in den Sinn: Ein schottischer Mönch aus dem siebten Jahrhundert. Seine Lebensgeschichte hat eine überraschende Wendung. Als Hirtenjunge träumt er in der Nacht und geht kurze Zeit später zum Kloster nach Melrose. Dort berichtet er dem Abt von seinem Erlebnis. Dieser erkennt sein Potential und nimmt ihn als Schüler ins Kloster auf. Cuthbert ist es gewohnt viel Zeit allein in der Natur zu verbringen. Jetzt kommt das Studium hinzu. Er entdeckt die Nachfolge Jesu und verbindet christliche Spiritualität mit seiner Naturliebe.

Wir baden im Wald und starten auf eine geistliche Reise

Cuthbert wird später Abt eines Klosters und leitet in umwälzenden Veränderungen den Chance-Prozess. Seine hohe Achtsamkeit ermöglicht ihm Menschen auf einen neuen Weg zu führen, was anderen vor ihm nicht gelungen ist. Er wird Leiter des spirituellen Zentrums im Norden von England und gewinnt großen Einfluss. Dennoch zieht es ihn immer wieder in die Stille und in die Natur.

Bis er schließlich die letzten Jahre seines Lebens alleine auf einer kleinen Insel verbringt und sich ganz der Forschung der Natur widmet. Er ist bekannt als weiser, umsichtiger und hoffnungsvoller Mann. Bald kommen täglich Pilger auf die Insel und suchen seinen Rat.  Er erlebt, wie das soziale Leben in der Gesellschaft friedlicher wird. Die kulturelle Blütezeit wirkt über England hinaus.

Offensichtlich ist es keine Zeitverschwendung die Stille zu suchen und aufmerksam im Grünen einige Zeit zu verbringen. Das ehrliche Hören auf die inneren Stimmen und die Suche nach Gottes Liebe und Energie führt zur inneren Veränderung, die in stressigen Zeiten die innere Person stärkt und befähigt für die anstehenden Aufgaben.

Wie eine tiefe Sehnsucht belebt wird

Mein Traum ist es, dass wieder mehr „Himmel“ auf Erden erlebbar wird – gerade jetzt wo vieles in Bewegung ist. Die Geschichte von Cuthbert bringt für mich die gesundheitsfördernde Kraft der Natur mit der sinnstiftenden Berührung Gottes zusammen.

Ich suche Gefährten, die sich mit mir auf den Weg zu einer geistlichen Reise machen. Wie wäre es, wenn wir uns im Juni für ein Wochenende auf dem Gutshof treffen und uns von dem Lebensstil der Irischen Mönche inspirieren lassen?  Gerne möchte ich mit Ihnen die gemeinsamen Geschichten teilen und zu einem Leben in Freiheit und Wirkkraft aufbrechen. Natur und Stille passen für mich wunderbar zusammen.


Ilona Dörr-Wälde