Columban der Jüngere

Columban, Mitte des 6. Jahrhunderts im Südosten Irlands geboren und aufgewachsen, machte sich etwa 591 n. Chr. von seinem Kloster Bangor auf, um als „Wanderer um Christi willen“ unterwegs zu sein – sein Ziel: der Kontinent. Die Vogesen. Dort wollte er ein Kloster gründen.

„San Colombano“ von Unbekannt - http://upload.wikimedia.org/wikipedia/it/f/fe/San_Colombano.jpg. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:San_Colombano.jpg#/media/File:San_Colombano.jpg

San Colombano

Columban betrat also fränkischen Boden. Der damaligen Gesellschaft, beherrscht vom merowingischen Königsgeschlecht, fehlte jedes Maß und jede Moral. So pflegten verheiratete Männer vielfältige  Nebenverhältnisse zu Konkubinen oder zu ihren Sklavinnen und Kriegsgefangenen. Diese sexuelle Ausbeutung schien sich so großer Verbreitung und Etablierung zu erfreuen, dass man ihr, zugunsten der Männer, einen eigenen Rechtstatus zuwies – Kebsverhältnis (Kebse – Beischläferin) nannte man dies. Nun war das Merowingerreich offiziell durch seinen König Chlodwig I. bereits hundert Jahre zuvor politisch christlich geworden – und doch: es blieb bei Massentaufen, der christliche Glaube erlahmte an der Oberfläche, darunter lebten heidnische Kulte weiter und an sozialen Missständen änderte sich nichts.

Columban geißelte diese Form der Religiosität als „bloßen Glauben“ und setzte dem ein ausführliches Gebetsleben und eine strenge Askese entgegen. Im Vogesenkloster Columbans betete man alle drei Stunden, bei Tag und bei Nacht, 83 Psalmen am Tag.  Gefastet wurde täglich. Wenn man überhaupt aß, dann gab es nur eine Mahlzeit: kein Fleisch, allerhöchstens Fisch. Den Bußübungen wurde zwar wiedergutmachender Charakter, aber auch bessernde und heilende Wirkung zugeschrieben. Was uns heute befremdet oder unmenschlich erscheint, empfanden Columbans Zeitgenossen als attraktiv gelebten Glauben und als eine Alternative zur verrohten Gesellschaft. Hunderte, vor allem junge, Menschen kamen zu ihm und wollten in sein Kloster eintreten. Eine Vertiefung der Spiritualität im Frankenreich war die Folge.

Columban lebte zwar zurückgezogen in seinem „locus deserti“ in den undurchdringlichen Vogesenwäldern und doch scheute er die Konfrontation nicht: Im burgundischen Königshaus, zu dem er gute Beziehungen unterhielt, verurteilte er die Affären des Herrschers Theuderich II. – eine Sache, die sich die Kirche in der ganzen Merowingerzeit nicht traute. Das führte ihn unfreiwillig wieder auf die Reise: Er musste fliehen und kam bis an den Bodensee und sogar nach Norditalien. Aber das ist eine andere Geschichte …

Nicht nur in dieser Fastenzeit kann uns Columban ein Vorbild für vertiefte Spiritualität sein. Er lädt uns ein, er ruft uns, nicht bloß bei einem theoretischen Bekenntnis zum christlichen Glauben stehen zu bleiben, sondern dem Glauben konkreten Ausdruck durch Gebet, Fasten und verändertes zwischenmenschliches Verhalten zu geben.

sgd