Chad von Mercia

Chad kann uns heute ein Vorbild für den Rhythmus von Erreichbarkeit und Einsamkeit sein. Chad stammte aus Northumbria und hatte somit wahrscheinlich keltischen Familienhintergrund. In der ersten Hälfte des 7. Jh. wurde Chad Schüler von Aidan und erhielt seine Ausbildung im Kloster der Gezeiteninsel Lindisfarne. Dort lebte er im Wechsel von Ebbe und Flut und damit im Wechsel von Arbeit und Ruhe, von Verfügbarkeit für Menschen und Rückzug in die Einsamkeit. Er begleitete seinen Lehrer Aidan auf seinen Missionsreisen durch Northumbria und erlebte wie dieser konsequent zu Fuß reiste und sich so gegen eine Höherstellung wehrte.

"Saint Chad" by Randy OHC - Flickr. Licensed under CC BY 2.0 via Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Saint_Chad.jpg#/media/File:Saint_Chad.jpg

“Saint Chad” by Randy OHC – Flickr. Licensed under CC BY 2.0 via Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Saint_Chad.jpg#/media/File:Saint_Chad.jpg

Nach weiterer Ausbildung in Irland wurde Chad zum Bischof von York ernannt. Doch aufgrund innerkirchlicher Spannungen setzte man ihn zunächst wieder ab, um ihm erneut Verantwortung für eine Diözese zu übertragen – dieses Mal für Mercia. Mercia war ein weitläufiges Gebiet, das sich über die Mitte des heutigen Englands ausdehnte. Dichte Wälder, unzugängliche Berge und unwirtliches Marschland boten herausfordernde landschaftliche Verhältnisse. Außerdem war die Region noch unter dem Eindruck der jahrzehntelangen Regierung Pendas, einem König, der bis zu seinem Tod an heidnischen Bräuchen festgehalten hatte. Chad hatte also keine einfache Aufgabe vor sich.

Gemeinsam mit seinen Gefährten ließ sich Chad in Lichfield nieder. Hier war er für die Menschen von Mercia erreichbar. Denn Lichfield lag nur unweit von einer alten Römerstraße, einer der Hauptverkehrsadern durch die Region und nur wenige Kilometer von Tamworth, dem Zentrum der königlichen Macht, entfernt. Im Gebet nahm Chad am Leben der Menschen teil. Wenn ein Sturm aufkam, unterbrach er z.B. seine Lesungen und betete um Gottes Gnade für die Bauern und ihre Ernte. Oder wenn er ein Donnergrollen vernahm, ging er in die Kapelle, um Psalmen zu rezitieren bis das Wetter sich beruhigt hatte. Von Lichfield aus bereiste Chad seine Diözese – doch nicht hoch zu Ross, sondern immer zu Fuß, sogar barfuss, ganz gemäß seines Lehrers Aidan und zum Ärger anderer Kleriker. So diente er selbst den Ärmsten in seiner Region. Zurück in Lichfield, zog er sich in seine Einsiedelei zurück, in ein kleines Haus, das später ein blühendes Kloster werden sollte. Dort widmete er sich im Kreis seiner Weggefährten dem Gebet und dem Studium.

Nach nur drei Jahren in Lichfield erlag Chad 672 der Pest. Mercia aber hatte sich bereits nach so kurzer Zeit bemerkenswert verändert. Uns heute kann Chad ein Vorbild für einen Rhythmus von Erreichbarkeit und Rückzug, Verfügbarkeit und Einsamkeit, von Ebbe und Flut, Coracle und Zelle sein.

sgd