Langsam, schlendernd steigen wir eine Anhöhe hoch und werden von einer berührenden Aussicht belohnt. Mein Blick streift in die Weite über die bewaldeten Hügellandschaften. Einige Bäume zeigen schon ihr buntes Kleid. Unübersehbar beginnt der Herbst. Ein komisches Gefühl steigt in mir hoch. Einerseits liebe ich die Sonnentage des goldenen Oktobers und die Schönheit des bunten Waldes. Doch heute werde ich eher melancholisch.

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Den Sommer festhalten

Am liebsten würde ich den Sommer festhalten. Für die regnerischen und trüben Tage des Herbstes bin ich noch nicht bereit. Was bedeutet diese eher gedämpfte Stimmung. Der beginnende Herbst erinnert mich an die ablaufende Zeit. Erst kürzlich war Januar und schon steht das letzte Drittel des Jahres vor der Tür. Auch meine Lebenszeit kommt im Herbst an. Was macht das mit meinem Zeitgefühl?

Der Druck der ablaufenden Zeit

Mir kommt unsere Sanduhr in den Sinn. Wir haben sie gekauft für die Austauschrunde. Einmal im Monat treffen wir uns mit unserem Weggefährten. Jeder erzählt, die wichtigsten Ereignisse und Fragen des vergangenen und des kommenden Monats. Oft vergessen wir dabei die Zeit. Die Sanduhr soll helfen, dass wir die Zeit im Blick behalten und genügend Raum für jeden bleibt.

Das Experiment Sanduhr haben wir wieder abgeschafft. Die ablaufende Zeit immer im Blick zu haben gibt zwar Orientierung, macht aber auch Druck und engt den Focus ein. Genauso fühle ich mich gerade, nur noch drei Monate in diesem Jahr und es gibt noch so viel zu tun. Nur noch zwanzig oder dreißig Jahre in meinem Leben, und noch so viele Träume, die noch offen sind. Vielleicht ist die Zeit sogar kürzer, die mir noch bleibt.

Ich sehe vor meinem Auge die Sandkörner unaufhaltsam durch den Glaskörper laufen und fühle mich machtlos. Gleichzeitig spüre ich eine tiefe Sehnsucht nach mehr Verweilen, einfach sein, nach schlendern, alles tief erleben, nach lebendigen Beziehungen mit Begegnung von Herz zu Herz. Ich schaue hoch und lasse mich ganz auf den Wald und die Schönheit ein. Das bedrückende Zeitgefühl fällt langsam von mir ab und eine leise Freude in diesen herrlichen Moment, den ich jetzt erlebe, steigt in mir auf.

Das Glück der günstigen Zeit

Das Zeitgefühl hat sich verändert. Dann meldet sich eine Aussage „koste die Zeit aus“. Sie leitet mein Handeln. Lange habe ich darunter verstanden, in der ablaufenden Zeit möglichst viel so gut wie möglich zu schaffen. Alle möglichen Bücher, Seminare und Werkzeuge haben mir dabei geholfen, effektiver zu werden.

In den letzten Jahren wurde für mich ein Zeitgefühl, dass die Griechen „Kairos“ nennen immer wichtiger. Kairos bedeutet der günstige Zeitpunkt, die besondere Chance oder der göttliche Moment. Das Sprichwort: “Die Gelegenheit beim Schopf packen“, bringt es gut auf den Punkt. Es kommt nicht auf die Menge an, sondern das passende zur richtigen Zeit zu tun. Das hat den Druck gemildert und meine Aufmerksamkeit verbessert. Doch was ist, wenn ich zurückschaue und sehe ich habe gute Gelegenheiten verpasst.  Die herbstliche Schönheit  ruft mich zurück in das hier und jetzt. Jetzt ist der Zeitpunkt, versäumtes loszulassen und eine noch tiefere Dimension wahrzunehmen.

Die Freiheit des Ewigen

Ich erlebe einen Moment der Ewigkeit. Tief verbunden fühle ich mich mit dem „Himmelreich“ von dem Jesus spricht. Es ist mir nahegekommen. Ganz neu spüre ich Zeit als kostbares göttliches Geschenk. Mein Wert, meine Bedeutung und meine Zukunft sind unabhängig von dem Geschöpf Zeit präsent. Eine tiefe Liebesbeziehung verbindet mich mit meinem Schöpfer und seiner Welt. Vertrauen, Hoffnung und Liebe sind immer präsent.

Die zwei wichtigen Erkenntnisse

Unwillkürlich stelle ich mir die Frage. Was könnte dieses Erlebnis der besonderen Art für mein Zeitgefühl im Herbst bedeuten? Ja, die Sandkörner werden weiterhin unaufhaltsam durch die Sanduhr laufen. Weiterhin werde ich in diesem Geschenk Zeit nicht alles schaffen, was ich mir vorgenommen haben. Deshalb werde ich die Stille suchen um mir den Blick für die günstigen Gelegenheiten schärfen lassen.

Zwei Dinge habe ich neu verstanden. Die innere Haltung des Vertrauens, und eine Vision für die Zukunft ist entscheidend. Deshalb möchte ich Zeit in die Pflege meiner inneren Haltung investieren. Ein Bild für die göttliche Welt ist eine wunderschöne Stadt mit heilender Natur, die auf die Erde kommt. Das ewige kommt in die Zeit. Diese Perspektive motiviert mich.

Voraussichtlich wird neben Geld, Zeit die wichtigste Währung in den kommenden Jahren. Wie möchten Sie dieses Vermögen investieren? Wie werden die Sandkörner, die durch Ihre Lebensuhr laufen zu Goldnuggets?

Wenn Sie Interesse daran haben, tiefer in dieses Thema einzusteigen, lade ich Sie recht herzlich ein, unseren Goldzirkel vom 17. bis 20. November 2019 zu besuchen. Weitere Informationen gibt es hier.


Ilona Dörr-Wälde