Kennen Sie diese innere Sehnsucht, fruchtbar zu sein? Vielleicht haben Sie etwas bewegt und einen wertvollen Beitrag in ihrer Umgebung geleistet. Sie sind erfolgreich und spüren, wie sich Ihre Mühe lohnt. Oder erleben Sie eher eine dürre Phase?

Auto fährt durch Wald

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Spontan meldet sich eine tiefe Sehnsucht

Wir sind mit dem Auto unterwegs, auf dem Weg nach Nordhessen. Heute, als Beifahrerin, genieße ich die wunderschöne Landschaft und bestaune die abgeernteten Getreidefelder. Auch die Blätter fangen an sich zu verfärben. Plötzlich rieche ich den Duft des geschnittenen Getreides und spüre den Schweiß und das Kratzen der kleinen Strohfasern auf der Haut. Es wird Herbst, die Getreideernte ist eingebracht, die Bäume verändern sich und die Weinernte steht an. Und auf einmal ist sie wieder da: diese alte Sehnsucht, etwas Lohnendes in unserem Land zu bewirken.

Ich sehe, wie ich als Kind auf dem Pferdewagen mit meinem Nachbarn auf die Felder fahre. Fanni, so heißt das Pferd, zieht uns gemächlich am Schloss vorbei. Mein Nachbar erzählt Geschichten vom Baron. Sein Vater war im Gutshof des Barons angestellt und hat die politischen Episoden seiner Zeit hautnah miterlebt. Es ist unheimlich spannend zuzuhören, wie Menschen um bessere Lebensbedingungen kämpfen. Ich höre mich sagen: „Ich will etwas Gutes bewirken!“

Freude bricht sich Bahn

Jetzt fordert mich der Spätsommer heraus, für die nächsten Minuten im Auto dieser Sehnsucht wieder zuzuhören. Was kann ich in die Scheune einfahren? Welche Früchte sind gereift? Ich kenne Jahre, die beruflich sehr ertragreich waren, und dankbar sehe ich auf mein gutes Leben. Sofort stören jedoch Erinnerungen an Misserfolge diese Stimmung. Die Frage lässt sich also nicht so leicht beantworten. Meine Welt kann ich heute nicht mehr so genau fassen wie damals als Kind. Im Dorf kennt jeder jeden, und es ist offensichtlich, wer sich fördernd einbringt. Jetzt ist mein Wirkungsfeld deutschlandweit und oft sehe ich überhaupt nicht, was ich bewirke. Erlebnisse wie z. B. bei einem Kongress im Frühjahr schenken mir kurze „Erntegefühle“. Ein Mann spricht mich an. „Ilona, kennst Du mich noch? Du hast mir vor einigen Jahren in den Hintern getreten. Deine Worte habe ich mir zu Herzen genommen. Ich kam in die Gänge und habe meine Vision umgesetzt.“ Dann erzählt er, was alles daraus entstanden ist. Tief berührt, freue ich mich über die Frucht.

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Woran erkenne ich Frucht?

Im Alltag verliere ich immer wieder die Verbindung zu dieser Freude. Angesichts der täglichen Nachrichten empfinde ich meine Wirkkraft gleich null. Für ein persönliches Erntedankfest muss ich den Blick auf meinen Bezugsrahmen richten. Woran erkenne ich Frucht? Das Getreide wird verarbeitet und bringt Genuss und Lebensenergie für Mitmenschen. Ein Teil wird in die Erde gesät und sorgt dafür, dass es auch im nächsten Jahr wieder Frucht bringt. Erntezeiten schenken nach harter Arbeit himmlische Erlebnisse. Als Kind freute ich mich jedes Jahr auf die Traubenernte bei dem Freund meines Vaters. Wir Kinder mussten kräftig mit anpacken. Die gemeinsame Arbeit, die Verpflegung in den Pausen und dann das Fest am Ende der Lese, mit Lagerfeuer, gebratenen Würsten, allerlei Leckerem und über allem die ausgelassene Freude ließen mein Herz höher schlagen. Es war himmlisch. Frucht zeigt sich also:

  • durch Genuss und Lebensenergie für andere,
  • durch eine Kettenreaktion,
  • durch zukunftsfähige Wertschöpfung,
  • nur zu bestimmten Zeiten,
  • in himmlischen Momenten.
  • Frucht kostet Arbeit, Zeit und Geduld.
  • Frucht hat ihren ganz eigenen Rhythmus.

Ohne Verbindung entsteht keine Frucht

Vor meinem inneren Auge stehe ich vor einem Weinstock und frage mich: „Wie kommt es zu leckeren Trauben, aus denen ein guter Wein gekeltert werden kann? Voraussetzung ist der Weinberg in guter Lage mit optimalem Klima und dem richtigen Boden. Der Winzer investiert sich mit Herz und Sachverstand in seine Weinstöcke und kennt die passende Reifezeit. Drei Jahre erzieht er eine Rebe, bis sie Trauben trägt. Sie muss einen Haupttrieb bilden. Deshalb werden am Anfang zu schwache Triebe abgeschnitten. Im nächsten Jahr bildet sie einen Haupttrieb, der am Anfang nur zwei Trauben tragen kann. Je stärker die Rebe, desto mehr Trauben kann sie hervorbringen. Frucht entsteht also in einem fein aufeinander abgestimmten Zusammenspiel von der Energie aus der Natur und der menschlichen Arbeit. Das alles Entscheidende ist die Verbindung zueinander. Wenn keine Nährstoffe fließen, dann entsteht keine Frucht.“

Mir fallen spontan fünf Bereiche ein, mit denen ich eine gute Verbindung pflegen muss, um fruchtbar zu sein:

  • mit mir selbst,
  • mit meiner Familie und Freunden,
  • mit einer sinnstiftenden Aufgabe,
  • mit einem stimmigen Umfeld,
  • mit der himmlischen Energie, die Leben hervorbringt.

Nützen Sie Ihre Biographie-Kompetenz

Ich investiere mich mit meinen Möglichkeiten in diese Verbindungen, und aus diesen Verbindungen fließt mir zu, was ich brauche. Konkret zeigt sich Frucht in Erlebnissen, die sättigen und Lebensenergie spenden. Jetzt fallen mich gleich mehrere Früchte ein, für die ich ganz spontan danke. Mir ist so richtig zum Feiern zumute. Das Navi reißt mich aus meinen Gedanken. Wir sind kurz vor unserem Reiseziel. Ich bin überglücklich über dieses spontane Geschenk. Mir ist, als ob ich mein ganz persönliches Erntedankfest gefeiert hätte. Unwillkürlich möchte ich nun teilen und feiern mit meinen Weggefährten.

Gönnen Sie sich ein paar Minuten und feiern Sie mit mir. Schauen Sie auf Ihre wichtigsten Beziehungen. Lassen Sie die Erinnerungen in den Sinn kommen, die Ihr Herz höherschlagen lassen. Genießen Sie die Früchte Ihres Lebens. Diese Früchte sind das Saatgut für die nächste Ernte.

Falls Sie sich ein paar Stunden Zeit gönnen wollen, lade ich Sie ein zu dem Workshop „Lebensreise“. In diesem Workshop machen wir uns dann gemeinsam auf Spurensuche

nach Früchten. Vielleicht entdecken Sie auch Maßnahmen, wie Sie Ihre Wirkung stärken können. Manchmal muss etwas abgeschnitten werden, oder in Vergessenheit geratene Verbindungen können ganz neu in den Blick kommen.

 


Ilona Dörr-Wälde