Antonius der Große

Antonius lebte im 3. und 4. Jahrhundert in Ägypten. Er, der aus wohlhabendem Haus stammte und reichlich geerbt hatte, folgte dem Ruf des Evangeliums „verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen“ (Markusevangelium 10,21) und „sorgt nicht für morgen“ (Matthäusevangelium 6,34). In der Folgezeit lebte Antonius in der Einsamkeit der Höhlen in der Nähe seines Heimatdorfes und besuchte erfahrenere Eremiten, um von ihrer Weisheit zu lernen.

„Mathis Gothart Grünewald 029“ von Matthias Grünewald - The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH.. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mathis_Gothart_Gr%C3%BCnewald_029.jpg#/media/File:Mathis_Gothart_Gr%C3%BCnewald_029.jpg

Antonius der Große

Zu jener Zeit gab es, so berichtet sein Biograph Athanasius, noch kaum Klöster in Ägypten und die dortigen Einsiedler hatten noch keine Eremitensiedlungen gebildet. Als Antonius sich gerade eine solche Gemeinschaft wünschte, schlug ihm die Ablehnung anderer Einsiedler entgegen. Zu ungewöhnlich war diese Vorstellung noch. Deshalb zog sich Antonius in eine verlassenen Zitadelle zurück, um sich dem kontemplativen Gebet, dem Bibelstudium und der Handarbeit zu widmen. Nur wenige Zeit später begannen Menschen ihn aufzusuchen, um ihn um Rat oder Gebet zu bitten. Einige ließen sich sogar in seiner Nähe nieder und errichteten ihre eigenen Zellen, um dort in der Einsamkeit Gott zu suchen, aber auch um gemeinsam zu essen, Gäste willkommen zu heißen und um sich einander in ihrem Lebensstil zu ermutigen. So entstand schließlich eine kleine, Athanasius zufolge, eine der ersten Einsiedlergemeinschaften. Weil es hier für Antonius immer schwieriger wurde, Zeiten der Einsamkeit zu pflegen, zog er sich für seine letzten Lebenstage auf den Berg Kolzim zurück, wo er im Jahre 356 starb.

Antonius Leben in der Wüste war alles andere als ein ruhiges Dasein. Große Teile seiner Vita drehen sich darum, wie die Einsamkeit und Stille der Wüste durch Dämonen gestört wurde. Manchmal traten diese Dämonen offensiv und angsteinflößend auf. Meistens werden sie aber als subtil und psychologisch suggestiv agierende Kräfte beschrieben, die den Mönch an seiner schwächsten Stelle versuchten. Die Praxis der Selbstprüfung, das Erkennen der Leidenschaften und Gedanken, war in dieser Konfrontation für Antonius ein essentieller Teil seines Weges. Antonius ging also nicht in die Wüste, um der Welt zu entfliehen, sondern um sich von allen Ablenkungen abzuwenden und sich seiner Dämonen zu stellen.

Antonius erinnert uns daran, dass der entscheidende Weg oft ein innerer Weg ist. Er fordert uns heraus, uns unserem Inneren – unseren Leidenschaften, Motiven und Gedanken – zu stellen, statt uns diversen Ablenkungen hinzugeben. Eine Balance von Einsamkeit und unterstützender Gemeinschaft, wie sie Antonius lebte, ist dabei äußerst wichtig.

sgd