Im Dunkeln

In der Finsternis überkommt viele Menschen ein unangenehmes Gefühl oder die Angst schleicht sich ein. Erinnern Sie sich nur einmal daran, wie Sie zuletzt einen dunklen Parkweg entlang gegangen sind oder versucht haben, sich in einem nächtlichen Zimmer voranzutasten oder an ähnliche Momente. Im Finstern wird unsere Umgebung zum Mysterium. Im Dunkeln scheint alles unendlich, die Einzelheiten sind verborgen und wir haben nicht selten das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Wir tendieren daher dazu, das Dunkle zu meiden oder zu erhellen.

Foto: Shutterstock

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Im Mönchtum findet sich ein anderer Zugang zur Dunkelheit. Gerade dann, wenn die Nacht ihre Mitte erreicht hatte, standen die frühen christlichen Mönche von ihren Nachtlagern auf, um die Nachtwache, die Vigil, zu beten. In der völligen Dunkelheit ihrer Klosterkirche erinnerten sie sich daran, dass Gott – wenngleich er sich in der Geschichte immer wieder gezeigt hat – ein Geheimnis bleibt. Mit ihrem Gebet in dieser Finsternis brachten die Mönche zum Ausdruck, dass sie Gott vertrauen wollen, wenngleich ihr Weg und Gott selbst im Dunkeln liegen und ihr Inneres oft finster sein mag. In der Vigil ließen sie sich mit dem Schrecken der Nacht konfrontieren und entdeckten gleichzeitig die Schönheit der Nacht.

Lassen Sie sich von den Mönchen inspirieren. Stehen Sie z.B. etwas früher auf, dann wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist und suchen Sie sich einen Platz im Dunkeln. Sie könnten hier darüber nachdenken, was in Ihnen selbst finster ist, wo Ihr Weg verdunkelt ist und in welchen Momenten Sie fürchten, dass die Dinge ihnen aus der Hand gleiten. Vielleicht sprechen Sie ein kurzes Gebet des Vertrauens, z.B. die Verse aus Psalm 23 „Und muss ich auch durchs finstere Tal – ich fürchte kein Unheil! Du, Herr, bist ja bei mir; du schützt mich und du führst mich, das macht mir Mut.“

sgd